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„Intermezzo im Hotel Villa Meererbusch“

Birgit Leßmann ist eine Meisterin der Improvisation. Und diese wunderbare Eigenschaft kam auch zum Tragen, als wir die Künstlerin um ihre künstlerische Unterstützung gebeten haben. Denn aufgrund unerwarteter terminlicher Kollisionen musste unsere aktuelle Kunstausstellung leider früher enden als geplant. Was nun? Denn ebenso wie Loriot, der ein Leben ohne Mops zwar für möglich hielt, aber sinnlos fand, können wir uns unser Haus nicht ohne Kunst vorstellen. Das ist zwar möglich, aber sinnlos.

Spontan und mit der ihr eigenen entspannten Leichtigkeit hat Birgit Leßmann uns eine Auswahl ihrer Arbeiten mitgebracht, die nun unser Haus wieder zu einem lebendigen Kunstort werden lassen.

Mit diesem Zwischenspiel zeigen wir nun für etwa sechs Wochen eine kleine Werkschau von Birgit Leßmann. Malerei, teils mit Collage-Elementen.

Vielfach muten Birgit Leßmann Kompositionen landschaftlich an, ohne dabei allerdings die Natur nachahmen zu wollen. Es geht der Künstlerin vielmehr um die Vielfalt und Energie, die aus dem Zusammenspiel von Farben und Strukturen entsteht.

Mixed Media. Struktur in Farbe.

Der weite Begriff „Mixed Media“ ist für Birgit Leßmann in der Tat Programm: Acryl, Kreiden und Stifte, Pigmente, Schellack, Steinmehle, Sand oder Kalk. Es gibt wohl kaum etwas, was Birgit Leßmann nicht schon auf ihre Leinwand gebracht hätte.

Bei der Farbe greift Birgit Leßmann im Wortsinn „aus dem Vollen“. Sie setzt ihre Farben hauchzart lasierend oder pastos ein, streut gar das pure Pigment. Die Künstlerin nutzt ihre Farben wie ein Material an sich, und zwar so, dass sie eine eigene Körperlichkeit bekommen und als Masse und Struktur wahrnehmbar werden. Bei Birgit Leßmann wird nicht nur mit dem Pinsel gemalt, sondern auch gestreut, gespachtelt, geklebt, gekratzt und angeraut. Ihre Farbflächen haben sicht- und fühlbar ein eigenes Relief. Schlieren, Furchen, Kratzer, oder Abrieb, Pigmente, die in ihrer pulvrigen Struktur erhalten bleiben. Bisweilen ist es auch ein feines Craquelé, das sich mit dem Arbeitsprozess ergeben kann. Die feinen Risse entstehen teils zufällig oder sind bewusst herbeigeführt. In jedem Fall willkommen. Denn sie tragen zu der lebendigen Oberfläche bei, durch die sich Birgit Leßmanns Arbeiten auszeichnen.

Ihre Malerei erweitert sich oft um Collage-Elemente, die zu einer weiteren Bilddimension beitragen. Das können ausgerissene Papiere, Gipsbinden oder Zeitungsschnipsel sein. Teils ist hier und da der ursprüngliche Text noch lesbar. Und das hat durchaus seinen eigenen Reiz. Was steht denn da und wie passt dies vielleicht gar ins Bild? Das ist übrigens bei Birgit Leßmann nie bewusst geplant, sondern immer ein Zufall, der bisweilen tatsächlich eine weitere sinnhafte Dimension hinzufügt. Kurzum, Birgit Leßmanns Bildwelten erschließen sich kaum auf den ersten Blick. Mit jeder neuen Betrachtung kommt auch eine neue Bildentdeckung hinzu. Und genau das macht ihre Kunst so spannend.

Ausstellung bis Winter 2023

Text: Michaela Hagen